Leserbriefe Änderung Flächennutzung im Riegefeld

Leserbrief Sabine Kempkes

Als unmittelbarer Anwohner, reibe ich mir beim Lesen der Berichte zu dem Bauvorhaben im Riegefeld nur noch verwundert die Augen. Soll doch hier der Flächennutzungsplan eines reinen Wohngebietes zu Lasten der Anwohner verändert werden um die Ansiedlung eines Gewerbegebietes zu ermöglichen. 

Natürlich sind wir als unmittelbarer Anwohner über eine Erhöhung des Verkehrsaufkommens an der Leiblstrasse und der damit einhergehenden zunehmenden Lärmbelästigung durch die Zulieferung und Entsorgung von 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr in erster Linie betroffen und beeinträchtigt. Doch auch im Sinne einer zielführenden Stadtentwicklung kann dieses Vorhaben nicht sinnvoll sein. Marl braucht dringend Wohnflächen für Familien, Einfamilienhäuser und Doppelhäuser.

Einen zusätzlichen Lebensmitteleinzelhändler im Nahversorgungsbereich Riegefeld habe ich in den letzten Jahren nicht vermisst. Das angesprochene Gutachten berücksichtigt darüber hinaus nur die heutige Perspektive und nicht, wie sich die Branche in den nächsten Jahren entwickeln wird. Schon jetzt ist absehbar, dass sich auch dieser Geschäftszweig durch die Etablierung von Lieferdiensten in den nächsten Jahren grundlegend verändern wird. Auch der Gutachter, der die Auswirkungsanalyse zum Thema Einzelhandel im Stadtplanungsausschuss vorgestellt hat, konnte darüber hinaus Beeinträchtigungen für den bereits existierenden Penny-Markt nicht ausschließen. Das öffnet einem Verdrängungswettbewerb Tür und Tor.

Ebenfalls fraglich ist, wie die Gefährdungslage auf der B225 durch die zwangsläufig entstehende Abbiegespur und Zuwegung von Straßen NRW beurteilt wird. In der Vergangenheit wurde hier jede Veränderung abgelehnt.

Eine Änderung des Flächennutzungsplans zu Lasten der betroffenen Anwohner im Wohngebiet Riegefeld, berücksichtigt ausschließlich die Interessen des Lebensmittelkonzerns und des Verkäufers der ehemaligen Gärtnerei, nicht die der Anwohner.

Die Entscheider im Rat der Stadt Marl werden sich an diesem Beschluss messen lassen.

Leserbrief Heidi Hoffmann-Budde

Lidl-Ansiedlung auf dem früheren Gärtnereigelände Pasch

Marler déjà-vu: Ein Supermarkt-Geschenk, und kein Anwohner wurde gefragt, ob er dieses Präsent überhaupt annehmen will. Das gab`s doch gerade erst in Drewer-Süd. An der Langehegge ist der Supermarkt vom Tisch. Für Alt-Marl kam gerade ein dickes Überraschungspaket an: Ein Lidl-Discounter XXL auf dem früheren Gärtnereigelände Pasch, mit 1500 qm Verkaufsfläche, 100 Parkplätzen, eine Zufahrt über die Leiblstraße – das ist eine Ansage. Es würde laut, rummelig und Abgas stinkig im bislang beschaulichen Riegefeld. Bauwillige würden leer ausgehen. Ist das alles schon beschlossene Sache, bevor die Menschen im Stadtteil und enttäuschte Bauwillige überhaupt etwas von dem „Lidl-Deal“ erfuhren? Nein: Pasch/Lidl benötigen für ihr Vorhaben die Zustimmung des Rates zur Änderung des Flächennutzungsplanes und zur Aufstellung des Bebauungsplanes (Nr. 258).

Durchboxen einer Baudezernats-Vorlage im Eilverfahren, bevor Diskussionen aufkommen? STOPP! Bürger und Politik müssen Flagge zeigen: In der Ratssitzung am 23. Juni, 16 Uhr, Gymnastikhalle der Ernst-Immel-Realschule, Droste-Hülshoff-Str. 36. Unsere gewählten Volksvertreter sollten die Reißleine ziehen!

Jeder Fraktionsvorsitzende kann beantragen, das Thema von der Tagesordnung zu nehmen, zu vertagen. Vor – nicht nach - einer Entscheidung mit massiver Veränderung im Stadtteil sollten die Lokalpolitiker den Dialog mit den Menschen vor Ort suchen.

Ich stelle mir die LKW-Züge zur Warenanlieferung vor, morgens um 5 oder abends bis 21 Uhr zur Geschäftsschließung. Wie die Brummis von der A-52 Abfahrt Frentrop kommend, dann als Linksabbieger(!) über die stark befahrene B225 zum Riesen-Lidl einfahren. Wie die 700 prognostizierten Kundenfahrzeug die 100 Stellplätze mehrmals täglich befüllen und entleeren. Wie Lidl-Kunden über Schachtstraße und Hochstraße anfahren, um dann über Riege- und Leiblstraße den Discounter erreichen zu wollen. Und dann bei Überfüllung der aus dem Riegefeld erreichbaren 21 Stellplätze herumkurven, um in der Siedlung zu parken. Wer will das?!

Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe (gemessen ab Pasch-Gelände): Netto Schachtstraße (1,9 km), Penny Westerholter Str. ( 2,1 km) , REWE Schillerstraße (2,1 km), REWE Feldmann (3,6 km), Lidl Marler Stern (4,3 km) . Nicht zu vergessen den Bäcker an der Loestraße inklusive Nachbarschaftsplausch.

Baugrund für Familien statt Riesen-Lidl im Riegefeld! In Marl suchen viele Bauwillige ein Grundstück. Das Gelände der ehemaligen Gärtnerei Pasch wäre hochwillkommen, und anders herum junge Familien im Riegefeld.

Was nun? Die Blaupause Langehegge zeigt, wie wichtig und sinnvoll Kommunikation zwischen Verwaltung, Politik und Bürgern ist. Unmut und Widerstand wachsen, wenn Anwohner erst aus den Medien über massive Veränderung in ihrem Lebensbereich informiert werden und gleichzeitig bereits Fachausschüsse, eng terminiert im Abstand von 14 Tagen, und die Ratssitzung ansteht. Lokalpolitiker hechten auch hinterher, wenn sie von der Verwaltung die Vorlagen erst kurzfristig vor den Ausschuss-Sitzungen bekommen. Da bleibt kaum Zeit für die Volksvertreter, sich umzuhören, was die Menschen vor Ort denken. An der Langehegge gründeten Anwohner eine Bürgerinitiative. Die BI erreichte durch starke Präsenz bei Ausschuß- und Ratssitzungen, Unterschriftensammlung und bei Gesprächen mit politischen Parteien eines ihrer Ziele: Der Supermarkt an der Langehegge ist passé. So ein déjá-vu wünsche ich mir für Alt-Marl.

Leserbrief Karin van Briel

Da Herr Thomas Brysch ja umfassend seine Meinung zur neuen Bebauung auf dem Pasch-Gelände kundgetan hat, möchte ich das auch gerne tun. Ich, bzw. wir, sind nämlich die im Artikel genannten "unmittelbaren Nachbarn". Und wir sind natürlich die Leidtragenden in der Geschichte. Gerade erst frisch hierhergezogen, um noch ruhige Jahre in einer friedlichen Seitenstraße zu wohnen. Natürlich wussten wir von einer geplanten Bebauung des Nachbargrundstückes. Doch jahrelang war nur die Rede von einer reinen Wohnbebauung, da ja Bauland in Marl für junge Familien knapp ist.

Aber sooo knapp natürlich auch wieder nicht, dass man nicht einem großen Gewerbetreibenden die Baugenehmigung erteilen  möchte. Da opfert man doch lieber zusätzlich ein Landschaftsschutzgebiet (aber das ist eine andere Geschichte). Dieser Groß Discounter soll keine Lücke schließen für die Altmarler. Wir haben hier im Umkreis von 800m 4 Supermärkte, die gut zu erreichen sind. Der Laden soll aus dem gesamten Umkreis Kunden anziehen, denn er soll einer der größten in Region werden. Für ein paar Kunden aus dem Riegefeld ist er nicht gedacht (genau mit diesen Worten wurde in der letzten Planungssitzung darüber gesprochen).

Wir reden hier von einem, an dieser Stelle, völlig überdimensioniertem Discounter, der uns bei Öffnungszeiten von 6.00 bis 22.00 Uhr mit Lärm belästigt, eher noch mehr, weil die Anlieferung der Ware ja schon früher erfolgt. Über Umweltfreundlichkeit brauchen wir hier auch nicht reden, bei zusätzlich etwa 100! Parkplätzen, die den Boden versiegeln. Die bisher noch relativ verkehrsarme Leiblstrasse wird zukünftig von Autos zugeparkt, die natürlich auch von dieser Seite an den Supermarkt heranfahren. Wer möchte schon, wenn er aus der Richtung Riegestrasse kommt, einen Umweg über die B225 machen.

Schade für alle Kinder, die über die Leiblstr zum Spielplatz möchten. Und als leider unmittelbar Betroffene, bleibt mir wohl nur ein weiterer Umzug als Lösung. Aber, sehr geehrter Herr Brysch, da habe ich schon eine Idee. a Sie das ja alles so Klasse finden, schlage ich einen Wohnungstausch vor. Da können Sie dann von allen vermeintlichen Vorteilen des Lidl-Discounters profitieren.

Mit freundlichen Grüßen, eine unmittelbare Nachbarin des Bauprojektes.